2015-07-11 Einladung Emma Salz

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Einladungstext

Sehr verehrte Ancilla,

Werte Neonaten,

ich seh‘s in manchen ganz arg und in anderen nicht so sehr…doch kaum einer…ist gänzlich frei von diesem ach so menschlichen Zwiespalt.

Dieser Trieb sich in Sicherheit zu weben…jede Nacht aufs Neue ein weiterer Faden, der dafür Sorge tragen wird, dass einen nicht die Vernichtung einholt. Zuerst hält es einen ab vom schwerelosen Treiben…verwurzelt einen mit einer Welt und verlangsamt die Zeit, die sonst ohne Referenz verginge.

Und mit eben dieser Zeit verdichten sich die Fäden zu Netzen, die halten, selbst, wenn die ein oder andere Bindung reißt und wenn man sich ein wenig bewegt, vermag man durch die Löcher die Welt um sich herum noch erkennen…das da was ist. Mehr.
Irgendwann dann… hängt man in seinem eigenen Netz, kann sich kaum bewegen und kann nicht mehr sehen, als das von eigener Hand gewobene Konstrukt und das Unbekannte dahinter ist es, dass uns ängstigt…darum wagen wir uns nicht zu verlassen was wir schufen. Machen alles wie immer und spinnen weiter…
…unser Netz.

Danach dann…kommt dieser Moment…beim einen früher…beim anderen später…manchmal leise wie eine Ahnung, manchmal verzehrend wie ein Fieber….der Wunsch nach dem, was einem nicht mehr gehört. Die Welt der Möglichkeiten. Die Freiheit zu fallen. Das Kribbeln des Neuen. Die Hoffnung, auf mehr. Und dann ..manchmal…öffnen wir die Tür…betrachten das Schauspiel, dass uns offeriert wird und sehnen uns durch die Fäden hindurch zu dem was sich dahinter abspielt und wir hören auf zu tun, was wir immer tun…weil wir nicht mehr erleben wollen, was wir immer erleben.

Ich lade sie ein einen Abend zu einem Lied zu tanzen… im Varieté Obscure.

Wo das Lied gespielt wird, entnehmen Sie bitte der angefügten Beschreibung – es ist ein öffentlicher Club reserviert für eine geschlossener Gesellschaft und wenn Sie auch gerne ihre Leichen im Keller offenbaren dürfen, so müssen Sie diese später wieder mit nach Hause nehmen.

Ihnen sei versichert, dass die Gastgeberin sie nicht unterhalten wird, das einzige Programm ist der Gast. Wenn dieser in seinem Netz verweilt, geschieht nichts, was er nicht schon kennt. So wiegen sie sich in Sicherheit…oder…nicht.

In tanzender Erwartung,

Emma Salz
Neugeboren im Mond